"Digitalisierung muss kein Großprojekt sein - Unternehmen können mit kleinen Schritten beginnen"

Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe unterstützt KMU mit neuem Demonstrator für mehr Transparenz in der Lieferkette

26.06.2025

Als vom Bundeswirtschaftsministerium gefördertes Projekt unterstützt das Mittelstand-Digital Zentrum Smarte Kreisläufe kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung. Dabei geht es u. a. darum, Informationen zu Produktbestandteilen und die für Produktion und Logistik aufgewendeten Ressourcen effizienter zu erfassen und innerhalb der Lieferkette digital auszutauschen. Wie das funktionieren kann, zeigt ein Lieferkettendemonstrator, der mit den Zentrumspartnern aufgesetzt wurde. Wir haben mit der Geschäftsführerin Anja Merker gesprochen, worum es beim Lieferkettendemonstrator des Mittelstand-Digital Zentrums Smarte Kreisläufe geht und wie Unternehmen auch außerhalb der Textil- und Modeindustrie davon profitieren können.

textil+mode: Frau Merker, das Mittelstand-Digital Zentrum läuft im dritten Jahr. Wo setzen Sie aktuell die Schwerpunkte in der Arbeit des Zentrums?

Anja Merker: Ein Schwerpunkt unserer Projektarbeit liegt auf KI-Anwendungsszenarien. Wo können Unternehmen etwa wiederkehrende Aufgaben automatisieren oder bei der Qualitätskontrolle auf Künstliche Intelligenz setzen. Darüber hinaus unterstützen wir, Abläufe in Unternehmen transparenter, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Das wird im Hinblick auf eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, den digitalen Produktpass oder gesetzliche Berichtspflichten auch für kleine und mittlere Unternehmen wichtig.

textil+mode: Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen in Lieferketten?

Anja Merker: Neben geopolitischen Herausforderungen ist innerhalb funktionierender Lieferketten auch oft der Informationsfluss gestört, weil viele Partner beteiligt und die Prozesse komplex sind. Digitalisierung hilft dabei, Daten zu erfassen und ortsunabhängig bereitzustellen. Das hilft nachzuvollziehen, wo ein Produkt herkommt und wie es verarbeitet wurde.

textil+mode: Wie zeigen Sie, dass das funktioniert?

Wir haben einen sogenannten Lieferkettendemonstrator konzipiert. Damit zeigen wir ganz konkret, wie Daten aus der Produktion erfasst, eindeutig zugeordnet und für Geschäftspartner sichtbar gemacht werden können. Den Unternehmen wollen wir damit veranschaulichen, dass oft schon kleine digitale Tools eine große Verbesserung bewirken können.

textil+mode: Können Sie uns das genauer erklären?

Anja Merker: Gern. Für unseren Demonstrator haben wir uns ein Modellprodukt ausgesucht. Anhand dessen Herstellungsprozess und Lieferkette zeigen wir, wo Digitalisierung sinnvoll eingesetzt werden kann. Bei dem Produkt handelt es sich um einen RFID-Tag, ein kleines Gerät, mit dem Produkte markiert und nachverfolgt werden können. Es wurde an verschiedenen Standorten unserer Partner bearbeitet – von der Herstellung der Gewebelagen bis zur Montage des Chips. Dabei haben wir alle Schritte digital dokumentiert.

textil+mode: Warum sind solche digitalen Lösungen wichtig?

Digitale Systeme helfen Unternehmen, Risiken besser zu erkennen und ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Sie können etwa zeigen, welche Materialien und wie viel Energie für ein Produkt benötigt wurden – ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.

Anja Merker: Es stehen darüber hinaus auch neue Vorgaben wie der digitale Produktpass an, auf die sich auch mittelständische Unternehmen am besten frühzeitig vorbereiten. Damit Unternehmen künftig genau nachweisen können, was in ihren Produkten steckt und wie sie hergestellt wurden, hilft die digitale Datenerfassung und der digitale Austausch innerhalb von Lieferketten.

textil+mode: Auf welche Technologien können die Unternehmen dabei zurückgreifen?

Anja Merker: Es bietet sich beispielsweise an, mit QR-Codes, RFID-Tags und einfachen Sensoren zu arbeiten. Diese helfen dabei, die benötigten Daten im Produktionsprozess zu erfassen – z. B. Maschinenparameter, Materialverbrauch oder Energieeinsatz. Wir demonstrieren, wie die Daten verschlüsselt gespeichert und nur berechtigten Personen zur Verfügung gestellt werden können. Der sichere Datenaustausch ist für die Unternehmen natürlich besonders wichtig.

textil+mode: Und wie hilft der Demonstrator konkret kleinen und mittleren Unternehmen?

Anja Merker: Wir zeigen, dass Digitalisierung kein Großprojekt sein muss. Man kann mit kleinen Schritten beginnen – z. B. mit einfachen QR-Codes oder Dashboards, die mittels Open Source-Software erstellt und in eigene vorhandene Systeme im Betrieb integriert werden können. Unsere Partner in Aachen, Chemnitz und Denkendorf stehen hier im Rahmen der Arbeit von Mittelstand-Digital den Unternehmen zur Seite und besprechen etwa in Workshops passende Herangehensweisen für individuelle Lösungen. Zudem können Unternehmen auf Standards zurückgreifen, die den Informationsaustausch erleichtern.

textil+mode: Was ist Ihre wichtigste Botschaft an Unternehmen?

Anja Merker: Digitalisierung ist machbar – auch für kleine Betriebe. Und sie bringt echten Mehrwert. Wir stehen dabei gerne mit unserem Know-how zur Seite.